THOMAS MÜHLÖCKER

Interview mit Thomas Mühlöcker (* 29. März 1983 in Wien), österreichischer Pokerprofi.

Anlässlich von Thomas Mühlöckers Finaltischerfolg, ein Interview vom PokerMagazin mit Thomas Mühlöcker. Ob online oder live, der junge Wiener rockt die Pokerszene. Bei der WPT Wien spielte er sich auf Platz 2, bei der Sunday Million einigte er sich auf einen Deal, der ihm ein sechsstelliges Preisgeld sicherte. Nun konnte er beim 57. Event der WSOP erst den Finaltisch und schlussendlich Platz 6 für 129.447 Dollar erreichen. PokerMagazin gratuliert Mühlöcker mit der Neuveröffentlichung des Interviews von PokerMagazin 11.

PokerMagazin: Herzliche Gratulation zum zweiten Platz bei der WPT National Wien. Mit über 40.000 Euro hast du ja eine hübsche Summe eingespielt. Es gibt Personen, die behaupten, junge Spieler würden komplett den Bezug zum Geld verlieren, weil sie etwa auch online mit einem Klick Tausende Euro verschieben. Ist die Behauptung richtig?

Thomas Mühlöcker: Wenn man anfängt, recht hoch zu spielen, sollte man sogar den Bezug zum Geld verlieren. Mit Hemmungen zu spielen und groß darüber nachzudenken, welche Summen im Pot sind, verschlechtert nur das Spiel. Umzurechnen, was ich mir um das Geld im Pot kaufen könnte, wäre kontraproduktiv. Man sollte die Beträge nur als Einsatz stehen und den Fokus auf das Spiel richten.

PokerMagazin: Demnach ist es explizit wichtig, die Wertigkeit des Geldes zu verlieren?

Thomas Mühlöcker: Ja, so ist es – um einfach befreit Poker spielen zu können.

PokerMagazin: Du bist ja auch enorm erfolgreich beim Online-Poker. Was bedeutet eigentlich dein Nick „WushuTM“?

Thomas Mühlöcker: Wushu ist eine Art chinesisches Kung Fu und wurde von mir lange trainiert – sicher sechs oder sieben Jahre lang. Da hat sich dann dieser Begriff als Online-Name angeboten. „TM“ sind meine Initialen und fertig war mein Screenname.

PokerMagazin: Hast du einen Bezug zu Asien?

Thomas Mühlöcker: Meine Mutter kommt aus Japan. Ich bin aber in Österreich geboren und aufgewachsen.

PokerMagazin: Wie haben deine Eltern reagiert, als sie mitbekommen haben, dass du von Poker lebst?

Thomas Mühlöcker: Sie sind nach wie vor etwas kritisch. Sie würden lieber sehen, dass ich mein Studium schneller vorantreibe und mehr Zeit dafür verwende.

PokerMagazin: Wirst du dich in Zukunft mehr auf Live-Turniere konzentrieren?

Thomas Mühlöcker: Ja, das habe ich vor. Für die meisten großen Live-Turniere versuche ich mich online zu qualifizieren und habe daher meistens ein schönes Package.

PokerMagazin: Und wenn du dich nicht online qualifizieren kannst – zahlst du aus eigener Tasche oder gibt es auch Stacking?

Thomas Mühlöcker: Stacking eigentlich kaum, wenn, dann swappe ich Anteile mit Pokerfreunden. Vielleicht wenn ein ganz großes Event ansteht, dann könnte ich mir vorstellen, ein paar Anteile zu verkaufen.

PokerMagazin: Ärgert einen das, wenn man gestackt ist und dann eine riesige Preisgeldsumme gewinnt?

Thomas Mühlöcker: Wenn ich ein großes Turnier spiele, das sich im Rahmen der Bankroll nicht ausgehen würde, also etwa ein Turnier mit 10.000 Dollar Buy-in, und ich entschließe mich zum Verkauf von beispielsweise siebzig Prozent, dann nehme ich das Turnier für mich als 3.000-Dollar-Turnier wahr. Und wenn ich ein 3.000-Dollar-Turnier spiele, dann wären ja auch die Preisgelder geringer. Insofern würde mich das dann nicht ärgern. Und wenn ich verkaufe, dann meistens an Freunde, und da kommt ja dann überhaupt kein Ärger auf, wenn ich sie ausbezahle.

PokerMagazin: Ist das Pokerspiel für dich Einnahmequelle Nummer Eins?

Thomas Mühlöcker: Also eigentlich studiere ich auf der Wirtschaftsuniversität und habe auch vor, zumindest mit einem Bachelor abzuschließen. Neben dem Studium verdiene ich mit Poker meinen Lebensunterhalt, habe also keine andere Einnahmsquelle. Aber derzeit muss das Studium etwas hinten anstehen.

PokerMagazin: Also ist Poker für dich momentan die Beschäftigung schlechthin – nimmt also einen hohen Stellenwert bei dir ein? Ist es eine Möglichkeit, Geld mit etwas zu verdienen, was einem wirklich Spaß macht?

Thomas Mühlöcker: Mittlerweile sehe ich mich als Pokerprofi, der eben sein Geld mit Poker verdient. Es hat als Hobby angefangen, aber ich bin mittlerweile sehr motiviert, was Titel anbelangt. Ich spiele fast gar kein Cashgame, sondern bin auf MTTs [Anm.: Multi Table Tournaments] spezialisiert. Manchmal spiele ich Sit & Go‘s. Jetzt habe ich vor, tiefer in die Materie von Mixed Games zu tauchen.

PokerMagazin: Deine Sorge, broke zu gehen, ist demnach gering als MTT Spieler?

Thomas Mühlöcker: Die Gefahr besteht natürlich immer, aber hoffen wir das Beste.

PokerMagazin: Wie ist dein Turnierwerdegang live?

Thomas Mühlöcker: Mein allererstes großes Live-Turnier war die PCA vor drei Jahren. Ich habe mich online qualifiziert und war damals eher hobbymäßig eingestellt. Mit 33 Dollar habe ich mich dann quasi auf die Bahamas gespielt. Zu der Zeit habe ich noch mehr Sit & Go‘s gespielt und kam nach der PCA erst so richtig auf den Geschmack der MTTs.

PokerMagazin: Ist das Spiel auch aufgrund der vielen internationalen Austragungsstätten für dich interessant?

Thomas Mühlöcker: Es gefällt mir schon sehr gut, viel herumzureisen. Heuer war ich in Australien, das hat mir ziemlich gut gefallen. Ich versuche mir Sehenswürdigkeiten anzusehen, aber es gelingt mir nicht immer. Bei Turnierwochen sind dann täglich Events, und es fehlt dann oft die Motivation. Aber bei drei oder vier Wochen Aufenthalt wie in Australien lässt sich das zeitlich vereinbaren.

PokerMagazin: Seid ihr ein Freundeskreis, die die internationale Events spielen?

Thomas Mühlöcker: Kommt auf das Turnier an. Einerseits kenn ich schon viele Leute bei den verschiedenen Stationen, andererseits freut es mich natürlich, wenn sich Freunde aus Österreich ebenfalls qualifizieren und wir die Reise gemeinsam antreten können.

PokerMagazin: Hast du noch Lust, neben den großen Turnierserien auch kleine Turniere zu spielen?

Thomas Mühlöcker: Kommt darauf an, was unter kleineren Turnieren zu verstehen ist. 200 Euro Buy-in Turniere interessieren mich kaum und auch in der Preisklasse um die 500 Euro schaue ich mir genau an, ob sich ein jeweiliges Turnier für mich rechnet. Concord Million konnte ich ja nicht spielen, weil ich bei der WPT noch gut dabei war.

PokerMagazin: Wie wichtig sind garantierte Preisgelder?

Thomas Mühlöcker: Ich glaube, es ist viel wichtiger, dass es gute Satellite-Turniere für ein Event gibt. Meiner Meinung nach war das Deepstack Open heuer nicht mehr so gut besetzt, weil kein Online-Anbieter mehr dahinter stand.

PokerMagazin: Wirst du bei der WSOP in Las Vegas antreten?

Thomas Mühlöcker: Die WSOP reizt mich schon sehr und das Gute daran ist, dass das Teilnehmerfeld schon noch ein Stück softer ist als bei einer EPT oder WPT. Außerdem kommen sehr attraktive Preisgelder zustande. Ich war auch heuer aus diesen Gründen dort, um das Main Event zu spielen.

PokerMagazin: Bevorzugst du Live- oder Online-Poker?

Thomas Mühlöcker: Ich spiele lieber Online-Poker, da habe ich viel mehr Erfahrung. Es hat auch schon seine Zeit gedauert, bis ich mich beim Live-Spiel komplett wohl gefühlt habe. Aber nach wie vor ist es schwieriger für mich, bei Live-Poker Reads aufzupicken.

PokerMagazin: Sind Reads wichtig oder überbewertet?

Thomas Mühlöcker: Nicht nur Reads, sondern Bet-Sizing und Timing-Tells sind sehr wichtig – vor allem alle drei kombiniert, um sich das richtige Bild machen zu können. Timing-Tells und Bet-Sizing fallen ja auch online nicht weg und geben aufschlussreiche Informationen. Ich würde sogar sagen, dass ich online diese Faktoren besser lesen und einschätzen kann als beim Live-Spiel.

PokerMagazin: Wieso spielst du Live-Poker, wenn du lieber online spielst?

Thomas Mühlöcker: Erstens ist es auch cool, durch die Welt zu reisen, Leute kennenzulernen oder die Reisen mit Freunden zu unternehmen und zusammen etwas erleben. Außerdem sind üblicherweise die Preisgelder höher und schließlich will ich ja auch ein paar Titel im Laufe meiner Karriere holen.

Resultate

Quelle: PokerMagazin

01.01.2015